„Ohne den Flughafen wäre Frankfurt nicht das heutige Frankfurt“

Ob beruflich oder privat − für viele Menschen gehören Flugreisen einfach dazu. Wir haben Persönlichkeiten aus der Region über das Fliegen und den Flughafen gefragt. Hier antwortet Franz Zlunka, Frankfurter Gastronom und Inhaber des Restaurants „Herr Franz“:

Herr Zlunka, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Flug?
Der erste Flug ging mit Skiern deutlich über acht Meter weit. Da stand ich als 5-Jähriger auf den Holzbrettern am Hausberg in Waizenkirchen und war mächtig stolz.
Mein erster, etwas weiterer Flug war in Wirklichkeit ein Ausflug. Ein Fußballkumpel erzählte mir, als ich 14 war, er werde Koch, ,,weil man da überall hinkommt, durch die ganze Welt“. Da zog es mich aus dem Elternhaus in Oberösterreich hinaus in die weite Welt. Erste Station war das Berghotel Predigtstuhl in Bad Reichenhall. Dort erlernte ich das Handwerk des Kochs. Viele Jahre später sagte mir ein Spitzenkoch, der in den großen Häusern der Welt gearbeitet hat: „Wenn du gut Klavier spielen oder einen hervorragenden Apfelstrudel zubereiten kannst, kannst du in jedem 5-Sterne-Hotel der Welt arbeiten.“
Mein erster tatsächlicher Flug war dann 1968 mit der Lufthansa. Morgens um 7 Uhr ging es von Frankfurt nach München. Beim Anflug hatten wir richtig schlechtes Wetter, die Maschine wurde ordentlich durchgeschüttelt. Kurz vor der Landung startete der Pilot wieder durch, beim zweiten Anflug lief dann alles wie geschmiert.
Im selben Jahr hatte ich Rita, ein sehr nettes Mädel, kennengelernt, die von mir eigentlich nichts wissen wollte. Die wollte ich schwer beeindrucken und kaufte zwei Tickets nach Rom. Morgens hin, mittags eine Pasta, abends wieder zurück in Frankfurt. Vier Jahre waren wir zusammen. Eine gute Zeit.

Wohin sind Sie von Frankfurt aus das letzte Mal geflogen?
Vor einigen Wochen war ich zum Start des Projekts „Selbstverwirklichung als DJ“ auf Mallorca im Yachtclub von El Arenal. Was der Insel einfach fehlt, sind die Gitarrensounds der 60er- und 70er-Jahre. Nirgendwo auf der Welt klingt Keith Richards Riff in „Memo from Turner“ so gut wie am Wasser auf Mallorca. Und ich habe schon viel von der Welt gesehen.

Ihr Lieblingsort auf der Welt, den Sie schon gesehen haben?
Dießen. Am südwestlichen Zipfel des Ammersees befindet sich die schönste Landschaft der Welt. Außerdem gutes Essen, gute Getränke, bodenständig bayerisch.
Aber auch die Besteigung des Popocatépetl in Mexiko mit Harald Zittlau und Seemann Helmut Kult und der anschließende Aufenthalt in der Bar„Seis Negros“ in einer Provinzstadt sind mir in bester Erinnerung.

Ihr Lieblingsziel, an dem Sie noch nie gewesen sind?
Wo ich unbedingt in diesem Leben noch hinwill, ist Hongkong. Das ist ein noch unerfüllter Jugendtraum.

Was mögen Sie am Frankfurter Flughafen besonders?
Mit dem Flughafen ist die Welt so nah. Der Frankfurter Flughafen schafft die wunderbare Möglichkeit, unkompliziert überall hinzukommen. Mit leichtem Gepäck zum Flughafen, Last-minute-Ticket besorgen, abfliegen. Besser geht es nicht.

Was mögen Sie am Airport nicht?
Die langen Wege zum Gate sind manchmal lästig.

Ist der Flughafen Frankfurt für Sie persönlich wichtig, und warum?
Ohne den Flughafen wäre Frankfurt nicht das heutige Frankfurt: eine offene und liberale Stadt. Vor allem aber hätten viele meiner Gäste nie erfahren, welch gutes Getränk der Grüne Veltliner ist. Und eines sollte man bitte nicht vergessen: Ohne den Flughafen wäre die Versorgung der Region mit frischem Fisch und vielen Produkten aus dem Lebensmittelhandel undenkbar. Nicht jeder mag Karpfen.

Mit wem auf dem Flughafen würden Sie gern einmal tauschen?
Da will mir niemand so recht einfallen.

Wem würden Sie gern einmal begegnen?
Es tut immer gut, Dr. Stephan Deusinger zu begegnen. Das schärft den Blick für das Wesentliche.

Welche drei Gegenstände nehmen Sie immer mit in den Flieger?
Derzeit im Gepäck als Lektüre ist „Die falsche Liz Taylor“ vom Frankfurter Juwelier Friedrich. Taucherbrille, Flossen und Bodyboard gehören zum Standardrepertoire.
Wenn ich Freunde im Ausland besuche, bringe ich auch immer ein Stück Heimat mit: eine Flasche Riesling, den Grünen Veltliner und ein Glas selbstgemachte Marmelade.


Über keinen Frankfurter Gastronomen wurde in den letzten Jahrzehnten so viel geschrieben wie über Franz Zlunka. Ein Österreicher, wie man unschwer hören kann. Herr Franz, wie ihn seine Gäste nennen, steht mittags wie abends in seinem Restaurant. Sein heutiges Domizil ist das Livingstonsche Palais im Westend, ein neobarockes Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert. Freunde bezeichnen ihn auch als Stoiker. Die Basis seiner Mittagskarte ist seit fast vierzig Jahren unverändert: montags Gulasch, Schweinebraten am Dienstag, gefolgt von der Kalbsleber, Rinderroulade donnerstags und freitags Backfisch. Und praktisch rund um die Uhr gibt es das Wiener Schnitzel. Und für Herrn Franz ganz wichtig: Es gehört immer eine Speise auf die Karte, die unter 10 Euro kostet.
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