Frisch ausgepackt: Porträt eines jungen Mannes

Foto: Saint Louis Art Museum
Francesco Salviati (1510–1563)
Porträt eines jungen Mannes, 1546–1548
Öl auf Holz, 102,2 × 82,6 cm
Saint Louis Art Museum

Mit Lufthansaflug LH 8189 ab Chicago gereist und am 18.02.2016 in Frankfurt angekommen.

So wie das Porträt eines jungen Mannes „landen“ unzählige Meisterwerke aus allen Teilen der Welt am Flughafen Frankfurt. Ihr Ziel: in einer der bedeutenden Ausstellungen in Frankfurt und der Region bewundert zu werden. An dieser Stelle stellt „Ja zu FRA!“ einige dieser Kulturschätze vor, die nach einer logistischen Meisterleistung „frisch ausgepackt“ das Kulturleben bereichern.

Um wen handelt es sich bei dem jungen Mann, der Mitte Februar mit Flug LH 8189 aus Chicago in Frankfurt landete? Viel ist über den gut gekleideten, vornehmen Herrn nicht bekannt, der derzeit in der Ausstellung „Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici“ im Städel Museum zu sehen ist. Gleichwohl präsentiert er den Manierismus als Stilepoche der Spätrenaissance auf spezielle Art und Weise.

„The stylish style“ − so nannte der Kunsthistoriker John Shearman 1967 die Epoche des Manierismus. Und dieser Begriff passt außerordentlich gut auf den dargestellten jungen Mann, der sich in besonders inszenierter Form malen ließ. Die gesamte Pose mit angewinkelt in die Hüfte gestütztem Arm und seltsam verdrehten Händen wirkt wenig natürlich. Doch diese Art der Selbstinszenierung, sprezzatura genannt, war im Italien des 16. Jahrhunderts eine beliebte Methode, neben seinem sozialen Rang und Wohlstand auch seine Charaktereigenschaften zu zeigen. Francesco Salviati verfolgte in diesem Werk die Absicht, den jungen Mann als einen sensiblen Menschen darzustellen, der sein Leben entspannt und sorglos zu meistern weiß.

Das edle schwarze Gewand aus feinem Stoff unterstreicht die gehobene soziale Position des Porträtierten. Dieser Eindruck wird von den seidengefütterten Lederhandschuhen unterstützt, die der Mann in seiner linken Hand hält. Sie sind ein Indiz dafür, dass ihr Besitzer mit seinen Händen keine groben Arbeiten für seinen Lebensunterhalt verrichten muss. Das zeigen auch die grazilen Hände, die von einem goldenen Ring mit grünem Stein geziert sind. Dass es sich um einen jungen patriotischen Florentiner handelt, verdeutlicht Salviati mit einer Allegorie, denn im Hintergrund weisen neben einer kelchförmigen Blüte (Fiorenza = die Blühende) auch der Flussgott Arno auf die florentinische Herkunft. (Quelle: Ausstellungskatalog und Digitorial)

Um die spannenden Geschichten hinter den vermeintlich simplen Porträts zu entdecken, bedarf es oft eines zweiten, genaueren Blickes. Noch bis zum 5. Juni 2016 gewährt das Städel Museum diesen Blick auf die Werke von Pontormo, Salviati und Co, die mehrheitlich als Leihgaben aus allen Teilen der Welt zusammengetragen wurden.

Nähere Informationen:
Städel Webseite: www.staedelmuseum.de/de/ausstellungen/maniera
Film zur Ausstellung: www.youtube.com/watch?v=ciXcLzaTaC4
Digitorial zur Ausstellung: maniera.staedelmuseum.de