Frisch ausgepackt: „Heilige Familie mit dem Johannesknaben“
© The Walters Art Museum
Rosso Fiorentino (1494–1540)
Heilige Familie mit dem Johannesknaben, um 1521
Öl auf Holz, 63,5 × 42,5 cm
The Walters Art Museum, Baltimore
Ankunft mit Lufthansa LH419
So wie das Gemälde von der Heiligen Familie mit dem Johannesknaben „landen“ unzählige Meisterwerke aus allen Teilen der Welt am Flughafen Frankfurt. Ihr Ziel: in einer der bedeutenden Ausstellungen in Frankfurt und der Region bewundert zu werden. An dieser Stelle stellt „Ja zu FRA!“ einige dieser Kulturschätze vor, die nach einer logistischen Meisterleistung „frisch ausgepackt“ das Kulturleben bereichern.
Rosso Fiorentinos „Heilige Familie mit dem Johannesknaben“, entstanden um 1521, begab sich jüngst auf die lange Reise von Baltimore nach Frankfurt und landete unversehrt mit dem Lufthansaflug LH419. Nun bereichert sie „frisch ausgepackt“ die Ausstellung „Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici“. Darin beleuchtet das Städel Museum die stilprägende Epoche der Renaissance, die vom zeitgenössischen Kunstgeschichtsschreiber Giorgio Vasari mit dem Begriff „maniera“ charakterisiert wurde.
Rosso Fiorentino – das enfant terrible des cinquecento
Rosso Fiorentino (1494−1540) schuf das Gemälde der Heiligen Familie in seiner wilden Phase um das Jahr 1521, in der er mit den Konventionen der Hochrenaissance brach und sich in bizarrer Weise künstlerisch ausdrückte. Charakteristisch sind die Dekorumsbrüche und die kalkulierten Regelverstöße, mit denen er sich klar vom Dreigestirn der Hochrenaissance Leonardo, Michelangelo und Raffael abgrenzen konnte. Er entwickelte ein expressives Vokabular, das vor allem von einem kleinen Auftraggeberkreis jenseits der Medici-Familie geschätzt und gefördert wurde.
In dem kleinformatigen Andachtsbild der Heiligen Familie sind Maria, Josef, das Jesuskind und der Johannesknabe dargestellt. Das lang gezogene Oval des Madonnengesichts mit den eindringlichen dunklen Knopfaugen oder der kauzig wirkende Josef am linken Bildrand mögen den Betrachter zunächst irritieren. Gleichwohl wird dieser durch die innige Verbindung von Mutter und Jesuskind, die den Betrachter lachend anblicken, in die Intimität des Andachtsbilds einbezogen. Auch die Gedrängtheit und die damit verbundene Nähe der vier Bildfiguren untereinander zielen klar auf die Beeinflussung und Einbeziehung des Publikums ab. (Quelle: Ausstellungskatalog)
Die Werke von Pontormo, Bronzino und Rosso Fiorentino zeichnen sich durch ihren Individualismus aus, der durch eine bisweilen mutige und vielfältige Farbauswahl und extreme Formen auffällt und aufwühlt. Bis zum 5. Juni 2016 sind die Leihgaben aus vielen Teilen der Welt im Städel Museum zu sehen. Eine einzigartige Ausstellung, die viele Menschen aus der Region und ganz Deutschland zu einem Besuch von Frankfurt bewegt.
Nähere Informationen:
Städel Webseite: www.staedelmuseum.de/de/ausstellungen/maniera
Film zur Ausstellung: www.youtube.com/watch?v=ciXcLzaTaC4
Digitorial zur Ausstellung: maniera.staedelmuseum.de