
Das Jüdische Museum – Ort der Reflexion und des Dialogs
Foto: Visualisierung des neuen neue Museumskomplexes; © Jüdisches Museum Frankfurt
Prof. Dr. Mirjam Wenzel ist Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt – des ältesten kommunalen jüdischen Museums in ganz Deutschland. Die Corona-Krise betrachtet sie sowohl als eine Herausforderung wie auch als Möglichkeit, sich digital weiterzuentwickeln und sieht der Zukunft des kulturellen Lebens optimistisch entgegen.
Das Jüdische Museum widmet sich seit mehr als 30 Jahren dem Sammeln und Bewahren deutsch-jüdischer Kulturgüter und der Vermittlung der jüdischen Geschichte und Gegenwart an eine breite Öffentlichkeit. Zurzeit befindet sich das Jüdische Museum in einem Prozess der grundlegenden Erneuerung, die eine bauliche, digitale und programmatische Erweiterung umfasst.
Das historische Rothschild-Palais wird renoviert, mit einer neuen Dauerausstellung auf 3 Etagen bespielt und um einen Neubau ergänzt. Der neue Museumskomplex wird am 21. Oktober für die Öffentlichkeit geöffnet. Er befindet sich am Bertha-Pappenheim-Platz 1.
Die Ausbreitung des Coronavirus und die damit verbundenen Gegenmaßnahmen haben weitreichende Folgen für die gesamte Kulturbranche. Auch das Jüdische Museum und die Neueröffnung hat dies vor große Herausforderungen gestellt. Prof. Dr. Mirjam Wenzel, die das Museum seit 2016 leitet, sah und sieht sich dazu verpflichtet, das Andenken der jüdischen Kultur und Geschichte trotz der Schließungen im gesellschaftlichen Gedächtnis zu bewahren. Um die deutsch-jüdische Kulturgeschichte weiterhin für alle zugänglich zu machen, haben sie und ihr Team das digitale Angebot umstrukturiert und mit thematischen Beiträgen erweitert. Es umfasst nun neben digitalisierten Exponaten, wie etwa der bedeutenden Frankfurter Pessach-Haggada, die auf einer internationalen Online-Plattform zugänglich gemacht wurde, eine Vielzahl von Facebook- und Blogbeiträgen bis hin zu Interaktionen mit dem Publikum in Form von Wettbewerben. In ihrem Projekt „Tachles – Videocast zur Krise“ diskutiert Frau Wenzel in jeweils kurzen Gesprächen mit Experten über die Auswirkungen von COVID-19. Allgemein geht es dabei um ethische und kulturelle Fragen sowie um gegenwärtige sozialwissenschaftliche und politische Perspektiven. In der neuesten Online-Videoreihe „Zukunftsmusik“ stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums die Räumlichkeiten des neuen Museumskomplexes vor.
Das derzeitige Innehalten des öffentlichen Lebens empfindet die Leiterin des Jüdischen Museums als einen kreativen Moment, den es zu nutzen gilt. Darum blickt sie optimistisch in die Zukunft und freut sich auf die Neueröffnung eines einzigartigen Zentrums für jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart, das die Vielfalt jüdischen Lebens auf visuelle, emotionale und kognitive Art erfahrbar macht.
Welche Bedeutung der Flughafen Frankfurt für Dr. Mirjam Wenzel und das Jüdische Museum hat, verrät sie in der kommenden Woche in unserem „Ja zu FRA!“-Fragebogen.